Bonsai-Meditation (2/5)
Im folgenden Schritt wird jeder von ihnen eingedrahtet und ausgerichtet. Ich arbeite von unten nach oben, hier und da muss ein Ast ganz entfernt werden. Mitunter lasse ich ein Stück stehen, um später einen Jin (toten Ast) zu gestalten.
Zwischendurch mache ich mir immer wieder die Vielfalt des Gestaltungsprozesses bewusst. Je besser es mir gelingt, möglichst viele, den Wachholder betreffende Eindrücke einzubeziehen, desto eindrucksvoller wird nachher das Ergebnis sein. Schönheit, rein formell betrachtet, hat mathematische Grundlagen (wie John Naka in seinem Buch "Bonsaitechnik" wunderbar aufzeigt). Es existieren gestalterische Grundregeln die dabei helfen, dem Baum ein natürliches Aussehen zu verleihen. Trotzdem sind die Möglichkeiten oft vielfältig, weil außer dem formalen auch ein kreativer Aspekt berücksichtigt werden muss. Er verleiht dem Baum die unverwechselbare persönliche Note.
Die einen Betrachter anziehende Ausstrahlung wird hauptsächlich durch Spannungen (Disharmonien) erzeugt. Auch eine Lücke in der Baumkrone kann diesem Zweck dienen. Insgesamt besteht die Komposition aus lauter Gegensätzen, die nur in ihrer Gesamtheit ein Gleichgewicht ergeben.
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