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Bonsai-Meditation (5/5)

Substrat wird von allen Seiten aufgefüllt. Zwischendurch wird die Erde wiederholt mit Hilfe eines Essstäbchens zwischen die Wurzeln gestochert. Am Ende erfolgt ausgiebiges Gießen bis klares Wasser aus den Abtropflöchern tritt.
Die Meditation wird durch schweigsames Betrachten des Ergebnisses abgeschlossen. Nicht alles ist so geworden, wie ich es mir vorgestellt habe. Nun, wo alles an seinem Platz ist, fällt auf, was es noch zu verbessern gilt. Immer gibt es da eine Differenz zwischen Ideal und Realität .Wäre das nicht so, gäbe es keine Möglichkeit der Entwicklung. Ausschlaggebend für mich ist immer nur die Frage „wie kann ich es das nächste Mal besser machen?“. Bevor ich aber nun die Arbeit an diesem Baum fortführe, werde ich ihm erst mal ein paar Monate Ruhe gönnen. Auch innerlich schließe ich ab.

Der Kreis verschwindet und alltägliches rückt in mein Bewusstsein. Gerade denke ich noch, was für eine komische Angelegenheit. Dem Baum müssen überall Grenzen gesetzt werden, nur damit etwas entsteht was wunderschön ist. Ist es nicht auch bei den Menschen so, dass sie Grenzen benötigen, um innerhalb zu wachsen? Als ich begann mich mit Bonsai zu beschäftigen konnte ich nur schwer Grenzen akzeptieren, immer wollte ich frei sein. Meine Bonsai lehrten mich, dass auch innerhalb von Grenzen Freiheit ist, wenn es einem nur gelingt, sich selbst bei dem zu vergessen was man tut. Der Alltag hat mich wieder, und dennoch verändert er sich jedes Mal wenn der Kreis verschwindet.

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